Während der Mindestlohn in Deutschland kontinuierlich steigt, bleiben die Fahrpreise in vielen Regionen unverändert. Für Taxiunternehmer bedeutet das: Mehr Arbeit, höhere Kosten – und trotzdem nichts gewonnen.
📊 Der direkte Vergleich: 2022 vs. 2026 – Zahlen, die für sich sprechen
Obwohl der Mindestlohn seit 2022 deutlich gestiegen ist, haben sich die monatlichen Einnahmen im Taxigewerbe kaum verändert. Der Fahrpreis für eine typische 5-km-Fahrt liegt immer noch bei etwa 15 €. Das bedeutet: Die Einnahmenseite bleibt konstant – während die Ausgaben deutlich steigen.
Die Folge? Immer mehr Fahrten sind nötig, um dieselben Kosten zu decken – und das bei einer Kostensteigerung von rund 26 % seit 2022.
Was dabei oft übersehen wird: Als Taxiunternehmer dürfen wir unsere Preise nicht einfach selbst anpassen. Unsere Fahrpreise sind genehmigungspflichtig und werden von den Behörden festgelegt – unabhängig davon, wie stark unsere Kosten steigen. Und das bei unveränderten Umsätzen.
🚕 Jahr 2022
- Mindestlohn: 10,45 €
- Monatliche Kosten: 3.407 €
- Benötigte Fahrten: 227 pro Monat
- Fahrten pro Tag: ca. 10–11
🚕 Jahr 2026
- Mindestlohn: 13,90 €
- Monatliche Kosten: 4.304 €
- Benötigte Fahrten: 287 pro Monat
- Fahrten pro Tag: ca. 14
➡️ Das sind 60 zusätzliche Fahrten pro Monat – nur um auf null zu kommen!
📈 Was steckt hinter diesen Zahlen?
Im Jahr 2022 reichten 227 Fahrten im Monat aus, um die Mindestkosten für einen angestellten Fahrer zu decken. Das entsprach etwa 10–11 Fahrten pro Tag bei einer 5-Tage-Woche – ein Wert, der unter normalen Bedingungen gut zu bewältigen war.
2026 hingegen steigt der Mindestlohn auf 13,90 € pro Stunde. Damit erhöhen sich die monatlichen Arbeitgeberkosten auf über 4.300 Euro. Um das aufzufangen, müssen nun 287 Fahrten monatlich gefahren werden – das sind etwa 14 Fahrten täglich.
- Kaum Pausen, höhere Belastung, mehr Verschleiß am Fahrzeug
- Mehr Leerfahrten und Zeitdruck, weil nicht jede Fahrt direkt Geld bringt
- Weniger Zeit für Planung, Qualität und Service
Und das alles bei gleichbleibendem Fahrpreis.
💥 Und was heißt das konkret?
2026 muss ein Taxiunternehmer rund 60 Fahrten mehr im Monat schaffen – nur damit am Ende genauso wenig übrig bleibt wie 2022.
- Kein Gewinn.
- Kein Fortschritt.
- Nur mehr Stress, mehr Verschleiß, mehr Risiko.
Während der Mindestlohn steigt, steigen die Fahrpreise nicht automatisch mit. Der Fahrer bekommt mehr – der Unternehmer geht baden.
🧱 Mehr Fahrten – aber wir kommen nicht vom Fleck
Der Mindestlohn ist politisch gewollt. Aber was fehlt, ist eine faire Anpassung der Tarife.
Wer heute Taxiunternehmer ist, muss nicht nur Fahrer koordinieren, Autos am Laufen halten und die Bürokratie stemmen – sondern jetzt auch 60 zusätzliche Fahrten pro Monat ermöglichen, um nicht in die roten Zahlen zu rutschen.
Und das alles bei gleichbleibenden Preisen.
❓ Und was passiert bei Krankheit oder Urlaub?
Die bisherigen Zahlen setzen voraus, dass der Fahrer jeden Monat voll durchfährt – ohne Ausfall, ohne Urlaub, ohne Krankheit. Doch was passiert, wenn ein angestellter Fahrer krank wird oder seinen gesetzlichen Urlaubsanspruch nutzt?
- Der Unternehmer zahlt Lohnfortzahlung bei Krankheit (6 Wochen!)
- Im Urlaub gibt es keine Einnahmen, aber trotzdem Fixkosten
- Ersatzfahrer? Kaum zu finden – und wenn, dann teuer
➡️ Die Realität: Schon wenige Krankheitstage oder Urlaub bedeuten, dass die notwendigen 287 Fahrten pro Monat kaum noch erreichbar sind.
⚖️ Jeder soll fair bezahlt werden – auch der Unternehmer
Mindestlohn ist wichtig. Faire Bezahlung für Arbeitnehmer ist selbstverständlich – aber genauso selbstverständlich sollte es sein, dass auch der Unternehmer selbst von seiner Arbeit leben kann.
- Unternehmer zahlen nicht nur Löhne, sie übernehmen das volle Risiko
- Sie arbeiten mit – oft mehr als 40 Stunden pro Woche
- Sie zahlen Krankheits- und Urlaubskosten, Versicherungen, Steuern, Leasing, Wartung, Verwaltung
➡️ Und trotzdem bleibt oft nichts übrig.
Fairness darf nicht einseitig sein. Wer Leistung verlangt, muss auch wirtschaftliche Grundlagen sichern – für alle Beteiligten.
🚨 Fazit: Ohne Tarifreform fährt das Gewerbe gegen die Wand
Wenn sich an den Einnahmen nichts ändert, wird jeder gefahrene Kilometer 2026 zum Minusgeschäft.
Das Wasser steht bis zum Hals. Und die Politik schaut zu.
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